Energy-to-Value: Ein Preismodell für Bitcoin

Einleitung

Die Frage nach dem zukünftigen Preis von Bitcoin hat zahlreiche Modelle hervorgebracht. Zu den bekanntesten zählen das „Stock-to-Flow“-Modell von PlanB, das auf relativer Knappheit basiert, sowie das „Power-Law“-Modell von Giovanni Santostasi, das langfristige Preisbewegungen in logarithmischer Skalierung beschreibt.

Beide Modelle bieten interessante Einsichten und stützen sich auf Konzepte wie relative Knappheit beziehungsweise die Anpassung von Preiskurven mittels linearer Regression.

Ein kombinierter Bewertungsansatz

Energieeinsatz und subjektiver Grenznutzen als Preismodellelemente (Energy-to-Value, E2V)

Dieser Beitrag geht einen anderen Weg: Er kombiniert die physikalisch-energetischen Grundlagen des Bitcoin-Protokolls – insbesondere den Energieeinsatz im Mining – mit der ökonomischen Theorie der subjektiven Wertlehre.

Ziel ist es, eine logisch konsistente Preisstruktur zu formulieren, die sowohl:

  • die objektiven Kostenkomponenten (z. B. Stromverbrauch, Halvings, Hashrate)

  • als auch die subjektive Nutzenwahrnehmung der Marktteilnehmer

integriert. Daraus ergibt sich ein dynamisches Preisband, das sich entlang einer ökonomischen Spannungsachse zwischen Produktionskosten und Grenznutzenwahrnehmung verschiebt.

Struktur des Artikels

  1. Die mathematisch bestimmbare Preisuntergrenze

  2. Preisbildung in der subjektiven Wertlehre

  3. Das Bitcoin-Preismodell (E2V) als Kombination

  4. Klarstellungen zum Energie-Backing und häufige Missverständnisse bei der Preisbildung


1. Die mathematisch vorgegebene Preisuntergrenze von Bitcoin im Kontext maschineller Wertproduktion durch Proof-of-Work

Grundprinzip der Preisuntergrenze

Wenn die Produktionskosten eines Gutes nicht durch den Marktpreis gedeckt werden, verschwindet dieses Gut vom Markt. Dieses grundlegende ökonomische Prinzip bildet auch die Basis zur Bestimmung der Preisuntergrenze bei Bitcoin. Diese Analyse basiert auf der Annahme, dass Bitcoin langfristig bestehen bleibt und nicht dauerhaft vom Markt verschwindet.

Produktionskosten von Bitcoin

Die Produktionskosten von Bitcoin ergeben sich aus messbaren Faktoren wie:

      • Stromverbrauch
      • Hardwareabschreibungen (ASIC-Maschinen)
      • Betriebskosten (Kühlung, Wartung, Personal, Standort)

Diese Faktoren bestimmen den minimal notwendigen Preis, um das Mining wirtschaftlich betreiben zu können.

Bitcoin-Halving und Produktionskosten

Der Halving-Mechanismus reduziert die Emission neuer Bitcoins alle 210.000 Blöcke (~4 Jahre):

      • Ursprünglich 50 BTC pro Block
      • Dann 25, 12,5, 6,25, aktuell 3,125 (seit 2024)

Durch das Halving verdoppeln sich die Produktionskosten pro Bitcoin, sofern andere Einflussgrössen (insbesondere Energiepreis und Hardwareeffizienz) konstant bleiben. Dies erzwingt eine regelmässige Anhebung des minimalen Marktpreises, um das Mining profitabel zu halten und die Sicherheit des Netzwerks zu gewährleisten.

Im Jahr 2140 wird der letzte Bitcoin gemined. Ab diesem Zeitpunkt erhalten Miner ausschliesslich Transaktionsgebühren – ausbezahlt in Bitcoin bzw. Satoshis – als Vergütung für ihre Tätigkeit. Damit das Bitcoin-Netzwerk weiterhin funktioniert, müssen diese Gebühren dannzumal hoch genug sein, um die Betriebskosten der Miner vollständig zu decken. Sollte der Marktwert von Bitcoin diese Gebühren nicht abdecken, würden Miner ihre Geräte abschalten, was zur Einstellung des Betriebs des Bitcoin-Netzwerks führen könnte.

Bei ausschliesslicher Finanzierung durch Transaktionsgebühren wird sich der Bitcoin-Preis voraussichtlich auf einem stabil hohen Niveau einpendeln. Es wird sich eine weitgehend konstante Anzahl professioneller, hochspezialisierter Miner etablieren, die im Rahmen eines Niedrigmargenmodells kontinuierlich eine stabile Rendite erzielen. Wann genau dieses Plateau erreicht wird, bleibt abzuwarten.

Rolle der Hashrate bei der Preisbildung

Die Hashrate beschreibt die gesamte Rechenleistung des Bitcoin-Netzwerks und beeinflusst die erforderlichen Produktionskosten erheblich:

      • Eine steigende Hashrate erhöht die Difficulty und damit den notwendigen Energie- und Hardwareeinsatz.
      • Sinkt hingegen der Bitcoin-Preis unter die Produktionskosten, reduzieren Miner ihre Rechenleistung, was wiederum die Difficulty senkt und die Produktionskosten pro Bitcoin reduziert.

Die Preisbildung von Bitcoin erfolgt somit in einem Spannungsfeld:

      • Liegt der Bitcoin-Preis unter den Herstellungskosten, lohnt es sich eher, Bitcoins direkt am Markt zu kaufen, anstatt sie selbst zu minen. Parallel wird die Difficulty reduziert.
      • Liegt der Preis hingegen über den Herstellungskosten, wird das Mining profitabel, was neue Rechenleistung ins Netzwerk zieht. Parallel wird die Difficulty erhöht.

Dadurch entsteht ein dynamisches Gleichgewicht zwischen Mining-Aktivitäten (Hashrate) und Marktnachfrage durch Käufer.

Die Hashrate reflektiert somit indirekt das Vertrauen in Bitcoin als langfristigen Wertträger und signalisiert eine objektive Preisuntergrenze sowie die relative Attraktivität des Bitcoin-Minings gegenüber dem direkten Kauf von Bitcoin.

Tatsächlich gemessene durchschnittliche Bitcoin-Hashrate (30-Tage-Schnitt) bis Januar 2025

Die in der Grafik orange dargestellte, historisch beobachtbare Hashrate reicht bis ins Jahr 2025. Auf dieser Grundlage erfolgt die Extrapolation der zukünftigen Hashrate (blau) bis 2030.

Die Grafik zeigt eine langfristige Extrapolation der Bitcoin-Hashrate bis ins Jahr 2043. Während sich die weltweite Adoption von Bitcoin und die damit verbundene Miningkapazität für kurzfristige Zeiträume mit relativ hoher Sicherheit prognostizieren lassen, ist die langfristige Entwicklung spekulativer. Externe Einflussfaktoren sind auf lange Sicht schwer vorhersehbar. Dennoch gibt die dargestellte Tendenz eine plausible Richtung vor.

Berechnung und Prognose des Bitcoin-Preises

Die Preisuntergrenze von Bitcoin lässt sich somit in Form einer Mindestpreiskurve darstellen, definiert durch Produktionskosten (inkl. Hashrate) und die laufende Reduktion der Neuemissionen (maximal 21 Millionen BTC bis 2140). Technologische Innovationen und Effizienzsteigerungen können diese Kurve dynamisch beeinflussen.

Die objektive Preisuntergrenze lässt sich bis heute näherungsweise darstellen, indem die durchschnittlichen täglichen Produktionskosten pro Bitcoin geschätzt werden. Da Strompreise, Hardwareeffizienz und Standortbedingungen weltweit stark variieren, basiert diese Schätzung auf modellhaften Annahmen – sie bildet dennoch eine belastbare Näherung auf Basis realwirtschaftlicher Parameter.

Der tatsächliche Marktpreis liegt meist oberhalb dieser Produktionskostenkurve und wird durch die klassische Angebots-Nachfrage-Dynamik erklärt (siehe nächstes Kapitel).

Diese Betrachtung bietet eine klare und robuste Erklärung der Preisbildung von Bitcoin und betont die entscheidende Bedeutung objektiv messbarer Produktionskosten.

Die dargestellte Preisuntergrenze basiert auf modellierten Produktionskostenannahmen und definiert die ökonomisch fundierte Untergrenze des Bitcoin-Preises bis 2030.

Einfluss von Hashrate und Halving auf die objektive Preisuntergrenze

Die objektive Preisuntergrenze von Bitcoin ergibt sich aus den realwirtschaftlichen Kosten, die mit der Erzeugung eines neuen Bitcoins verbunden sind. In einem energie- und hardwareintensiven Proof-of-Work-System ist dieser Wert massgeblich durch die Gesamthashrate des Netzwerks sowie die jeweils geltende Blocksubvention (Subsidy) beeinflusst.

Eine multiple Regressionsanalyse zeigt, dass etwa 72 % der Varianz der logarithmierten Produktionskosten pro BTC durch die logarithmierte Hashrate erklärt werden können. Diese spiegelt den energetischen Gesamtaufwand des Netzwerks wider und fungiert somit als direktes Mass für den objektiven Gegenwert eines Bitcoins im thermodynamischen Sinne.

Zusätzlich erklärt die Halving-Stufe, also die Anzahl der bisherigen Halbierungen der Blocksubvention, weitere 28 % der Varianz. Obwohl Halvings keine direkten Kosten verursachen, führen sie zu einer sprunghaften Reduktion der Einnahmen pro Miner und zwingen das System mittelfristig in ein neues energetisches Gleichgewicht – entweder durch steigende Effizienz, durch eine höhere BTC-Marktbewertung oder durch reduzierte Mining-Teilnahme. Diese strukturelle Reaktion auf das Halving ist also nicht linear, sondern systemisch.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Hashrate bildet den Hauptfaktor für die Berechnung der objektiven Preisuntergrenze, während die Halvings deren Sprünge verursachen. Beide Faktoren sind daher komplementäre Bestandteile einer objektiven Wertanalyse von Bitcoin.


2. Die subjektive Wertlehre (Grenznutzentheorie) und die flexible Nachfrage oberhalb der objektiven Preisuntergrenze

Grundidee

Die subjektive Wertlehre geht davon aus, dass der Wert eines Gutes aus dem Nutzen entsteht, den ein Individuum ihm subjektiv zuschreibt. Der Wert liegt also nicht im Gut selbst, sondern ergibt sich aus der Einschätzung des Nachfragers.

Zentral ist dabei der Begriff des Grenznutzens: Der zusätzliche Nutzen, den eine weitere Einheit eines Gutes stiftet, nimmt mit zunehmender Menge in der Regel ab. Dieser abnehmende Grenznutzen bestimmt massgeblich die Zahlungsbereitschaft auf der Nachfrageseite.

Im Zusammenspiel mit der Angebotsseite entsteht daraus ein Marktpreis, der sich im Schnittpunkt von subjektiv wahrgenommener Zahlungsbereitschaft (Nachfrage) und verkaufsbereiter Menge (Angebot) einstellt.

Die Bitcoin Angebots-Kurve

 

Die Bitcoin-Angebotskurve

Die dargestellte Angebotskurve zeigt, bei welchem Preis wie viele Bitcoin realistisch auf den Markt kommen könnten. Sie verläuft nicht linear, sondern ist durch psychologische und strukturelle Faktoren geprägt – und nimmt daher die Form eines gespiegelten, liegenden S an:

  • HODL-Zone: Bei tiefen Preisen ist die Verkaufsbereitschaft extrem gering – nur wenige BTC gelangen auf den Markt.

  • Verkaufszone: Mit steigenden Preisen wächst die Bereitschaft, Teile der Bestände zu liquidieren. Hier findet typischerweise der Hauptteil des Marktgeschehens statt.

  • Knappheitszone: Bei hohen Preisen bleibt das Angebot begrenzt, da viele BTC langfristig gehalten werden oder aus Überzeugung nicht verkauft werden („Diamond Hands“).

Links von der Kurve befinden sich BTC, die aus technischen oder psychologischen Gründen nicht mobilisierbar sind. Rechts davon liegen verlorene Coins, die dauerhaft aus dem Markt entfernt sind. Beides begrenzt das effektiv verfügbare Angebot.

Die Bitcoin Nachfrage-Kurve

Die Nachfragekurve zeigt, wie viele Bitcoin bei einem bestimmten Preis tatsächlich nachgefragt werden – also wie viele Einheiten Marktteilnehmer bereit sind zu kaufen. Sie verläuft typischerweise fallend, da die Zahlungsbereitschaft bei steigenden Preisen abnimmt.

Je höher der Preis, desto geringer ist der subjektiv empfundene Grenznutzen für den nächsten gekauften Bitcoin. Umgekehrt steigt die Kaufbereitschaft, wenn der Preis sinkt – insbesondere bei Marktteilnehmern, die Bitcoin als langfristige Anlage, Absicherung oder spekulative Chance betrachten. Die Kurve verläuft daher bogenförmig fallend, wie sie in der Grafik dargestellt ist.

In der Grafik sind typische Zonen markiert:

  • Tiefe Kaufbereitschaft bei hohen Preisen: Nur wenige Käufer akzeptieren diese Preisniveaus.

  • Hohe Kaufbereitschaft bei tiefen Preisen: Hier reagieren viele Marktteilnehmer sensibel, etwa in Form von Dips oder „Buy the dip“-Verhalten.

Auch nicht verfügbare BTC (z. B. durch HODLing oder technische Sperrung) sowie verlorene Coins sind grafisch abgesetzt – denn sie beeinflussen weder das tatsächliche Angebot noch die Nachfrage. Die Nachfragekurve bezieht sich ausschliesslich auf realisierte Käufe bei gegebener Zahlungsbereitschaft.

Preisbildung durch Angebot und Nachfrage

Die subjektive Wertlehre ist Grundlage des Marktpreis-Modells, in dem sich der Preis im Schnittpunkt von Angebot und Nachfrage bildet.

  • Angebot = verfügbare Menge eines Gutes
  • Nachfrage = Zahlungsbereitschaft auf Basis des subjektiv empfundenen Nutzens
  • Marktpreis = Punkt, an dem sich beide Kurven schneiden

Die dargestellte Grafik zeigt, wie sich im Bitcoin-Markt ein Preis aus dem Zusammenspiel von Angebot und Nachfrage bildet. Der Schnittpunkt der beiden Kurven bestimmt den Marktpreis – also jenen Preis, bei dem die angebotene und nachgefragte Menge an BTC übereinstimmen.

Die orangefarbene Angebotskurve verläuft steigend:
→ Je höher der Preis, desto mehr Marktteilnehmer sind bereit, ihre BTC zu verkaufen.
Dabei spielen psychologische Schwellen (z. B. in der Verkaufszone oder Knappheitszone) sowie technische Limitationen (Cold Storage, verlorene Coins) eine wichtige Rolle.

Die blaue Nachfragekurve verläuft fallend:
→ Je niedriger der Preis, desto mehr BTC wollen Käufer erwerben.
Dieses Verhalten folgt der subjektiven Wertlehre, wonach die Zahlungsbereitschaft bei tiefen Preisen steigt, aber mit höherem Preis stark abnimmt.

Dynamik bei Ungleichgewicht:

Bei einem Ungleichgewicht zwischen Preis und Nachfrage passt sich der Markt automatisch an: Der Preis bewegt sich von P₁ über P₂ auf ein neues Gleichgewicht – beispielhaft dargestellt durch die blauen Pfeile in der Grafik.

Besonderheit bei Bitcoin:

  • Die X-Achse zeigt nur den tatsächlich mobilisierbaren Teil des Bitcoin-Angebots – etwa zwischen 15 und 16 Millionen BTC (= 1 Million tatsächlich handelbare BTC's). Coins ausserhalb dieses Bereichs sind entweder technisch verloren oder befinden sich in langfristiger Verwahrung ohne Verkaufsabsicht.

  • Damit ergibt sich eine Preisbildung, die sich oberhalb der objektiven Produktionskosten (Mindestpreisgrenze) abspielt, aber stark von der subjektiven Zahlungsbereitschaft der Marktteilnehmer beeinflusst wird.

Dabei setzt die subjektive Wertlehre einen existierenden Markt voraus. Das Gut muss also bereits produziert worden sein – was nur möglich ist, wenn der Verkäufer einen Preis erwartet, und es mindestens zu dem Preis verkauft, der die Produktionskosten deckt.

→ Sie wirkt somit oberhalb der objektiven Preisuntergrenze.


3. Bitcoin-Preismodell: Zwischen Produktionskosten und Marktpsychologie

Zwei ökonomische Kräfte bestimmen den Preis von Bitcoin: objektive Produktionskosten als Untergrenze und subjektive Nachfrage als oberes Preispotenzial.

Diese Darstellung zeigt exemplarisch, wie sich der Marktpreis von Bitcoin innerhalb eines dynamischen Preisbands bildet, das durch zwei fundamentale Mechanismen bestimmt wird:

  • Die objektive Preisuntergrenze ergibt sich aus den messbaren Produktionskosten (insbesondere der Hashrate und dem Halving-Effekt). Sie definiert den unteren Bereich, unterhalb dessen ein Miner langfristig nicht mehr profitabel arbeiten kann.

  • Die subjektive Nachfragekurve bildet sich aus individueller Zahlungsbereitschaft und Nutzenwahrnehmung (Grenznutzentheorie). Sie erklärt, warum der Marktpreis oft weit über den Produktionskosten liegt.

Das Zusammenspiel beider Komponenten erzeugt ein Preisband, das sich durch Marktmechanismen dynamisch verschiebt – insbesondere bei technologischen Innovationen, Halvings oder veränderter Marktwahrnehmung.

Dieses Modell bildet die theoretische Grundlage für eine ökonomisch konsistente Bewertung von Bitcoin als begrenztes digitales Gut mit realwirtschaftlicher Verankerung.

Historische Ausgangslage: Objektive Preisuntergrenze vs. Marktpreis

Die dargestellte Grafik zeigt den historischen Verlauf der jährlichen Bitcoin-Höchststände (orange) im Vergleich zur jeweils geschätzten objektiven Preisuntergrenze (blau), die sich aus den Produktionskosten (Hashrate & Halvings) ableiten lässt.

Beobachtung:

  • In allen Jahren seit 2011 lag der Marktpreis deutlich oberhalb der objektiven Preisuntergrenze.

  • Die Differenz ist teilweise extrem – vor allem in den Jahren nach den Halvings (2013, 2017, 2021).

  • Selbst in Korrekturphasen fiel der Marktpreis nie dauerhaft unter die Produktionskosten zurück.

→ Diese empirische Evidenz stützt die These, dass Bitcoin systematisch über seinem objektiven Mindestwert gehandelt wird.

Bedeutung für das Modell:

Diese historische Ausgangslage bildet die Grundlage für die weitere Extrapolation der Preisuntergrenze – und für die Modellierung eines dynamischen Preisbands, innerhalb dessen sich der Marktpreis langfristig bewegt.

Extrapolation: Objektive Preisuntergrenze und subjektiver Aufschlag

Basierend auf der beobachtbaren Historie und dem etablierten Zusammenhang zwischen Produktionskosten und Marktpreis lässt sich ein realistisches Preisband modellieren, innerhalb dessen sich Bitcoin in Zukunft bewegen dürfte.

Die Grafik zeigt:

  • Die blaue Kurve stellt die extrapolierte Preisuntergrenze dar, abgeleitet aus der Hashrate, Halvings und angenommenem technologischen Fortschritt. Sie steigt exponentiell.

  • Die orange Kurve extrapoliert das Jahreshoch des Marktpreises, basierend auf historischen Aufschlägen über der Produktionskostenlinie.

  • Die grüne Kurve zeigt das bisherige Jahreshoch, welches zur Orientierung dient und das reale Marktverhalten bis zum aktuellen Zeitpunkt reflektiert.

Im Energy-to-Value-Modell ist nicht nur die Preisuntergrenze, sondern auch der subjektive Preisaufschlag im energetischen Herstellungsprozess verankert.
Das Modell nutzt die zugrunde liegende Hashrate und die im Protokoll festgelegten Halvings, um daraus ein dynamisches oberes Preisband abzuleiten.
Der tatsächliche Marktpreis bewegt sich innerhalb dieses Bandes – zwischen Produktionskosten und wahrgenommenem Grenznutzen.

Das daraus resultierende Preisband ist weder willkürlich noch spekulativ, sondern historisch empirisch begründet und logisch modellierbar.

Der Bitcoin Preis Kalkulator (E2V Bitcoin Calculator) ermöglicht die individuelle Berechnung der Preisuntergrenze und des theoretischen Höchstpreises

Prognostizierbarkeit des Wertzuschlags

Die Frage stellt sich ob und mit welcher Sicherheit sich der Wertzuschlag durch subjektive Bewertung oberhalb der Produktionskosten prognostizieren lässt.

Da subjektive Wertzuschläge nicht physikalischen Gesetzmässigkeiten folgen, sondern individuellen Einschätzungen unterliegen, lässt sich dieser Zusammenhang zwar statistisch beobachten und empirisch beschreiben – er unterliegt jedoch keinem festen ökonomischen Naturgesetz.

Politische Entwicklungen, gesellschaftliche Stimmungen oder technologische Umbrüche können die Bewertung einzelner Marktteilnehmer stark beeinflussen. Diese divergierenden Einschätzungen spiegeln sich in den Preisschwankungen wider, die typischerweise durch Unsicherheit und die subjektive Wahrnehmung von Chancen ausgelöst werden.

Solche Schwankungen finden jedoch primär im oberen Bereich der Preisbildung statt – dort, wo die subjektive Bewertung gemäss der Grenznutzentheorie wirkt. Besonders in der frühen Lebensphase von Bitcoin liessen sich hohe Standardabweichungen im Marktpreis beobachten – ein Ausdruck grosser Unsicherheit und stark divergierender subjektiver Einschätzungen. Ein Vergleich verdeutlicht diese Entwicklung:

Diese Entwicklung entspricht einer durchschnittlichen Abnahme der täglichen Volatilität um etwa 15 % pro Jahr über den Zeitraum von 2014 bis 2024.

Mit fortschreitender Zeit und zunehmender Marktreife werden die Preisausschläge entsprechend geringer. Diese Entwicklung wird durch wachsende Sicherheit, höhere Liquidität und eine stärkere institutionelle Beteiligung begünstigt.

Der Einfluss individueller Werturteile tritt dabei schrittweise in den Hintergrund – relativ zur wachsenden Bedeutung objektiver Fundamentaldaten wie den protokollbedingten Eigenschaften des Netzwerks und den zugrunde liegenden Energiekosten.

Langfristig kann vermutet werden, dass sich die subjektiv getriebene Preiskomponente zunehmend nivelliert. Sobald alle Bitcoins geschürft wurden, nähert sich der Marktpreis möglicherweise stärker der rechnerisch bestimmbaren Preisuntergrenze an, die sich aus dem Energieeinsatz und den strukturellen Eigenschaften des Netzwerks ergibt.

Diese Entwicklung lässt sich wie folgt veranschaulichen: Mit steigenden Produktionskosten im Millionenbereich wird ein dauerhaft hoher subjektiver Wertzuschlag zunehmend unwahrscheinlich. Denn je teurer ein Gut in der Herstellung bereits ist, desto schwerer ist es zu rechtfertigen, dass Käufer zusätzlich noch einmal denselben Betrag oder mehr allein aufgrund subjektiver Einschätzung aufwenden.

Langfristige Projektion der objektiven Preisuntergrenze (logarithmisch)

Diese Grafik zeigt eine langfristige Extrapolation der objektiven Preisuntergrenze pro Bitcoin bis zum Jahr 2040 – basierend auf einer Fortschreibung des bisherigen Trends aus Hashrate, Halving-Dynamik und energieökonomischer Struktur.

Da der Bitcoin-Produktionsmechanismus bis 2140 algorithmisch festgelegt ist, lässt sich die zugrunde liegende Logik theoretisch weit in die Zukunft fortschreiben. Dabei wird jedoch deutlich:

Die langfristige Entwicklung ist untrennbar mit technologischen und politischen Unbekannten verbunden.

Einflussfaktoren mit hoher Unsicherheit:

  • Technologische Effizienzgewinne im Mining (z. B. neue Chip-Generationen, Kühlung, Standortwahl, Quanten Computer)

  • Politische Eingriffe in Energiepolitik oder Bitcoin-Nutzung

  • Änderung der Energiekostenstruktur (Peak Energy, neue Quellen, Free Energy)

  • Veränderung der Mining-Infrastruktur (z. B. neue Pools, geografische Verlagerung, staatlich gefördertes Mining)

Deshalb gilt:

Je weiter die Prognose in die Zukunft reicht,
→ desto stärker sollte sie als dynamischer Bereich mit wachsender Bandbreite verstanden werden
→ und nicht als deterministischer Endpreis.

Trotzdem ist sie nicht spekulativ, sondern logisch aus dem Bitcoin-Protokoll und der Energieökonomie ableitbar – solange keine disruptiven Eingriffe oder Umbrüche eintreten.


Weitere typische subjektive Nutzenaspekte von Bitcoin

Um die Frage „Welche Fundamentalfaktoren stützen den Wert von Bitcoin?“ auch jenseits der objektiven Preisuntergrenze zu beantworten, zeigen die folgenden Punkte exemplarisch den subjektiv wahrgenommenen Nutzen von Bitcoin aus Sicht der Marktteilnehmer – ein Nutzen, der sich direkt in Zahlungsbereitschaft und Preis widerspiegeln kann:

  • 🌍 Grenzübergreifende Verfügbarkeit – weltweit zugänglich, unabhängig von Landesgrenzen

  • 🧮 Begrenztes Angebot – maximale Menge von 21 Mio. BTC = digitale Knappheit

  • 💸 Schutz vor Inflation – keine Entwertung durch Geldmengenausweitung

  • 🏦 Unabhängigkeit vom Bankensystem – volle Kontrolle über eigene Vermögen

  • 🚫 Zensurresistenz – keine zentrale Instanz kann Transaktionen verhindern

  • 🔁 Mobilität des Vermögens – via Seed-Wort weltweit wiederherstellbar

  • 🕵️‍♂️ Pseudonymität – kein Zwang zur Offenlegung der Identität

  • 📜 Vertrauen in Code – mathematisch gesicherte Regeln statt Politik

  • 🛡 Absicherung gegen geopolitische Risiken – Kapitalflucht ohne physische Mitnahme

  • 🪙 Langfristige Wertaufbewahrung – digitales Äquivalent zu Gold

  • 🧠 Transparente Geldpolitik – alle Regeln sind öffentlich und unveränderlich

  • 💧 Hohe Liquidität – einfache Umtauschbarkeit in Fiatwährungen

  • 📆 24/7-Handelbarkeit – keine Börsenöffnungszeiten

  • 🏪 Akzeptanz durch Unternehmen – z. B. als Zahlungsmittel

  • 📱 Geringe Einstiegshürden – einfacher Zugang über App oder Hardware-Wallet

  • 🏰 Sicherheit durch Dezentralität – keine zentrale Angriffsfläche

  • 🏛 Reputation als „digitales Gold“ – wachsendes Vertrauen bei Institutionen

  • 🌐 Zugang zu globalen Märkten – unabhängig von lokalen Restriktionen

  • 📈 Langfristiges Aufwertungspotenzial – Erwartung künftiger Preissteigerungen


Fazit

Die subjektive Wertlehre erklärt, warum Bitcoin häufig deutlich oberhalb der objektiven Preisuntergrenze gehandelt wird. Je höher der wahrgenommene Nutzen, desto höher die Zahlungsbereitschaft – und damit der Preis.

In frühen Marktphasen spiegelte sich diese Unsicherheit in hoher Volatilität. Mit wachsender Reife des Netzwerks und zunehmender Adaption wird dieser Effekt jedoch messbar kleiner.

Die Preisbildung nähert sich langfristig den objektiven Fundamentaldaten an – insbesondere den energetisch begründeten Produktionskosten und der mathematisch fixierten Angebotsstruktur.


4.1 Der Wert des Bitcoin ist durch Energie hinterlegt – Energieeinsatz als Sicherungsmechanismus und gleichzeitiger Preistreiber

Energieeinsatz als Sicherungsmechanismus und objektiver Preistreiber

Bitcoin ist kein symbolischer oder rein vertrauensbasierter Wertträger.
Sein Produktionsprozess erfordert einen realwirtschaftlichen Input – konkret: Energie.

Jeder einzelne Bitcoin ist das Resultat eines physikalisch messbaren Aufwands,
→ insbesondere des Stromverbrauchs der Mining-Hardware.
Dieser Aufwand ist:

  • nicht verhandelbar

  • nicht durch politische Entscheidung manipulierbar

  • und fester Bestandteil der Bitcoin-Systemarchitektur.

Abgrenzung zu Fiat-Währungen

Im Gegensatz zu Fiat-Währungen, deren Geldmenge aus politischen Motiven beliebig erweitert werden kann,
ist Bitcoin an einen knappen, energieintensiven Produktionsfaktor gebunden.

Diese energieökonomische Kopplung erzeugt eine physikalisch fundierte Wertbasis – unabhängig von Vertrauen, Versprechen oder Institutionen.

Fiatgeld hingegen bezieht seinen Wert nicht aus einem realwirtschaftlichen Aufwand, sondern aus einem durch staatliche Macht erzwungenen Nutzungsmonopol:

  • Steuern müssen in Fiat bezahlt werden.

  • Rohstoffe werden (zumeist, noch) in US-Dollar fakturiert.

  • Schulden und Verträge sind rechtlich an die Landeswährung gebunden.

  • Zudem handelt es sich bei Fiatgeld um ein schuld- und zinsbasiertes System, in dem neues Geld durch Kreditvergabe entsteht – die Rückzahlung dieser Kredite erfordert jedoch Zinszahlungen, für die es im ursprünglichen Geldschöpfungsprozess keine explizite Deckung gibt. Dadurch entsteht ein struktureller Wachstumszwang sowie ein latenter Mangel an Zahlungsmitteln.

Diese Zwangsnachfrage wird durch das staatliche Gewaltmonopol aufrechterhalten. Der Wert des Fiatgelds entsteht somit nicht durch Produktion, sondern durch Zwang zur Verwendung – eine strukturell andere Form der Werthinterlegung.

Bitcoin ist nicht nur durch Energie gesichert, sondern auch durch sie objektiv bewertbar. Fiatgeld ist dagegen durch politische Macht und institutionellen Zwang abgesichert – nicht durch Energie oder Aufwand.


4.2 Irrtümer in der öffentlichen Debatte über Bitcoin

Missverständnis: Der Preis von Bitcoin hängt nur davon ab, ob der nächste Käufer mehr bezahlt als der vorherige.

Dieses Missverständnis entsteht aus einer verkürzten Betrachtung der Preisbildung. Wie im vorangegangenen Abschnitt gezeigt, ergibt sich der Bitcoinpreis aus zwei Komponenten: den Produktionskosten als Preisuntergrenze und dem subjektiven Nutzen als preistreibendem Faktor. Bitcoin ist damit kein reines Spekulationsobjekt, sondern unterliegt – wie jedes andere knappe Gut – einem wirtschaftlich nachvollziehbaren Spannungsfeld zwischen Aufwand und Nachfrage.

Missverständnis: Bitcoin ist ein Ponzi-System.

Ein Ponzi-System ist dadurch definiert, dass es einen zentralen Mittelsmann gibt, der das Geld neuer Teilnehmer einsammelt, Versprechungen auf hohe Renditen macht und die Auszahlungen an frühere Investoren aus den Beiträgen der neuen finanziert – während er sich selbst bereichert. Das Bitcoin-System kennt keinen solchen Mittelsmann. Es gibt keine zentrale Instanz, die die Geldverteilung steuert oder Gewinne abschöpft. Die Miner erhalten ihre Belohnung gemäss einem öffentlich einsehbaren Protokoll, das für alle gleich gilt. Die Blockbelohnungen entstehen nicht durch Einzahlungen neuer Teilnehmer, sondern durch den Algorithmus – in Verbindung mit einem offenen, kompetitiven Rechenaufwand. Bitcoin erfüllt damit nicht die Kriterien eines Ponzi-Systems.

Missverständnis: Bitcoin ist ein Pyramidensystem.

Ein Pyramidensystem basiert darauf, dass bestehende Teilnehmer neue anwerben müssen, damit diese wiederum einzahlen und die vorherigen auszahlen. Das System bricht zusammen, sobald keine neuen Teilnehmer mehr hinzukommen. Einige Umlagesysteme für die Altersvorsorgefunktionieren beispielsweise nach diesem Prinzip. Bitcoin hingegen funktioniert auch dann weiter, wenn keine neuen Teilnehmer dazukommen – solange Nutzer weiterhin den Nutzen im Netzwerk sehen und bereit sind, für Bitcoin zu bezahlen. Es gibt keine Verpflichtung, neue Nutzer zu gewinnen, um das System mit versprochenen Auszahlungen aufrechtzuerhalten. Die Knappheit und Struktur des Systems bleiben bestehen, unabhängig von der Teilnehmerzahl. Bitcoin ist daher kein Pyramidensystem.

 

Publiziert: 16.4.2025

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